Blutegeltherapie

„Die Natur kann von keinem belehrt werden, sie weiß immer das Richtige“

Hippokrates (* um 460 bis etwa 370 v.Chr.), griechischer Arzt, „Vater der Heilkunde“

Die Blutegeltherapie ist schon über 3000 Jahre alt und damit eine der ältesten Heilmethoden. Sie wurde auch in der TCM verwendet. Vor allem im Mittelalter waren Blutegel unverzichtbarer Bestandteil der ärztlichen Therapie und der Volksmedizin.  

Der Medizinische Blutegel (Hirudo officinalis oder Hirudo medicinalis) gehört ebenso wie der Regenwurm zur Gruppe der Ringelwürmer und ist im Süßwasser beheimatet. Ausgewachsene, langgestreckte Exemplare können bis zu 15 cm lang werden. Ihr Schlund ist mit drei scharfen Zahnleisten besetzt, weshalb ihr Biss wie ein dreistrahliger Stern aussieht.

Mit Hilfe der Wirkstoffe im Egelspeichel (über zwanzig verschiedene u.a. Hirudin, Egelin), kann die Wundheilung verbessert werden. Sie fördern die Durchblutung, regen den Lymphstrom an und wirken durch die lokale Gefäßerweiterung krampflösend und entzündungshemmend. Da sich der Blutverlust wegen der langen Nachblutungen über mehrere Stunden hinzieht, kann eine Blutegeltherapie mit einem sehr langsamen, sanften Aderlass verglichen werden. 

Die Blutegeltherapie wirkt entstauend, lindert Schmerzen, wirkt gerinnungshemmend, gefäßerweiternd und entkrampfend und verdünnt das Blut. Der venöse Abfluss angestauten Blutes wird angeregt, wodurch sich die Heilungschance bei Reimplantaten verbessert.

Die Blutegeltherapie kann für eine Vielzahl an Beschwerden eingesetzt werden:

  • Erkrankungen im Bewegungsapparat (zum Beispiel Arthritis oder Arthrose!)
  • lokale Infektionen (zum Beispiel Abszesse) und Blutergüsse
  • Störungen der Kreislaufregulation 
  • Förderung der Durchblutung von Geweben bei Mangeldurchblutung
  • Entzündungen, sofern keine Gegenanzeichen vorhanden sind

Durchführung und Vorbereitung für die Blutegeltherapie

Weil Blutegel sensibel auf Hautgerüche, Duftstoffe und Ausdünstungen von Medikamenten (z.B. Antibiotika) reagieren, sollte der Patient möglichst keine oder nur verträgliche Medikamente eingenommen haben. Salben oder Shampoos an der entsprechenden Stelle verhindern den Einsatz, so dass die Stelle ein paar Tage vor der Anwendung mit Wasser abgewaschen werden muss. 

Je nach Ort und Indikation werden zwei bis zwölf Blutegel angesetzt. Es kann mehrere Minuten dauern, bis ein Blutegel anbeißt und anfängt zu saugen. Die Egel brauchen für ihre Arbeit Ruhe und Halbdunkel. Nachdem sie sich vollgesogen haben, fallen sie ab, was etwa eine halbe Stunde dauert. Die Blutegel dürfen nicht abgerissen werden, da sonst der Kiefer zurückbleiben könnte. 

Durch die im Speichel der Egel enthaltenen gerinnungshemmenden Substanzen kommt es zu Nachblutungen, die noch 4 bis zu 24 Stunden anhalten können. Das ist ein gewünschter Effekt. Deshalb wird nach der Behandlung ein saugfähiger Verband angelegt. Dieser muss spätestens nach zwölf Stunden kontrolliert, gegebenenfalls gewechselt oder entfernt werden. 

Die Wirkung der Therapie hält über einen längeren Zeitraum an. Dennoch kann es möglich sein, dass weitere Behandlungen nötig sind. Prinzipiell darf eine erneute Sitzung frühestens fünf Tage nach der vorherigen durchgeführt werden.

Gegenanzeigen

Die Blutegeltherapie darf nicht durchgeführt werden bei: 

  • Einnahme Blut verdünnender Medikamente
  • massiven Lebererkrankungen
  • 3 Tage vor oder nach einer Zahnextraktion oder Operation
  • arteriellen Verschlusskrankheiten 
  • Diabetes mellitus
  • nicht an Stellen, die von Hautkrankheiten betroffen sind

Nebenwirkung und Risiken

Rund um die Bissstelle kann es zu Blutergüssen kommen, die nach einigen Tagen abklingen. In der Regel kommt es zu einer leichten Schwellung der Stellen, oft verbunden mit starkem Juckreiz. Durch Kratzen kann eine Wundinfektion ausgelöst werden. Nach der Behandlung kann es zum Absinken des Blutdrucks und zu einer Kreislaufschwäche kommen. Die Bissstellen verheilen im Normalfall innerhalb einiger Wochen, in seltenen Fällen bleiben jedoch kleine Narben zurück.

Die Blutegel sind Medizinprodukte und stammen aus speziellen in Farmen, die hohen Kontrollen unterliegen. Um die Übertragung von Infektionskrankheiten zu vermeiden, werden die Blutegel immer nur einmal eingesetzt. Es gibt die Möglichkeit der Rückgabe der Tiere in den „Rentnerteich“ der Zuchtfarm, was mit Kosten verbunden ist, aber als eine humane Lösung der Tiere, die ja ihre Arbeit bestmöglich erledigt haben, nach der Verwendung erscheint.